Es ist ein Thema, über das niemand gerne spricht, aber dennoch dazu gehört. Kieler Woche und horizontales Gewerbe kommen sich an vielen Stellen der Stadt nah. Aber nicht alle Bordelle werben so offensiv um Kunden. Vorne gibt es in dem grauen Gebäude einen Autohandel, in den Stockwerken darüber Sex. Die Sonne brennt an diesem Morgen, bereits morgens um 11 Uhr sind es fast 30 Grad.
Der Summer öffnet ohne Gegenfrage. Es geht zwei Stockwerke hoch in einem braunen Treppenhaus. Oben angekommen, öffnet Jasmin: schwarzes T-Shirt, schwarzer kurzer Rock. Der Tisch ist gedeckt mit Schnittchen, Erdbeeren und Wassermelone.
Später kommt Kati dazu — sie hatte bereits ihren ersten Gast. An diesem Tag werden sechs Frauen im Einsatz sein — im Schichtbetrieb. Das älteste Gewerbe der Welt wurde in Deutschland erst vor wenigen Jahren entkriminalisiert: trat das Prostitutionsgesetz in Kraft, mit dem Ziel, Sexarbeiterinnen bessere Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und so Begleitkriminalität einzudämmen. Mehr als Prostituierte arbeiten offiziell in der Landeshauptstadt Kiel in Bordellbetrieben und Wohnungen.
Die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt — in der Bordellprostitution wird der Anteil von Osteuropäerinnen auf 80 Prozent geschätzt. Wie Nina geht es hier auch den anderen Mädchen: Kati arbeitet eigentlich Teilzeit als Arzthelferin und sucht hin und wieder den Kick, das Besondere. Dafür pendelt sie zwischen einer anderen Stadt und Kiel.
Aber es ist okay so, wie es ist. Susi kam vor einigen Jahren aus Bulgarien , spricht fast akzentfrei Deutsch. Denn sie sind mehr als nur Lustobjekte, nämlich vorurteilsfreie Gesprächspartnerinnen, die die Menschen so nehmen, wie sie sind. In Laufhäusern herrscht vielfach ein anderer Druck: Prostituierte müssen hohe Mieten zahlen, gleichzeitig wollten Freier immer weniger zahlen. In der Zwickmühle verzichten manche gegen einen Aufpreis auf Kondome.
