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BH: 70C
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Das freie Theater hat das Liebesdrama zum jährigen Bestehen der Truppe erarbeitet. Die Premiere ist gerade mal zwei Wochen her, und schon reisen die Schauspieler mit ihrem Stück von Brandenburg ins Rheinland, um die Tragödie an dem Ort zu zeigen, für den sie auch geschrieben ist. Auch wenn die Übersetzung mitunter recht frei ausfällt — die Geschichte spielen die zehn Darsteller unter der Regie von Andreas Hueck weitgehend shakespearegetreu nach.
So endet das Spiel, wie es immer endet: mit dem Tod des Liebespaars in der Gruft der Capulets, der die beiden verfeindeten Familien endlich bewegt, einander die Hand zu reichen. In der Inszenierung der Potsdamer liegt allerdings viel Luft dazwischen, da berührt keine Hand die andere, es scheint, als ob die einen wie die anderen am eigenen Friedenswillen und dem der anderen zweifeln.
Rund zweieinhalb Stunden sind bis dahin vergangen, wobei Hueck den Text dort sinnvoll eingestrichen hat, wo er vor allem mehr Personal erfordert. Dass vor allem Letztgenannter ungestüm daherkommt, respekt- und gedankenlos, und alles irgendwie niederwalzt, wird von Andreas Klopp mit sichtbarem Vergnügen auch gerade am körperlichen Spiel gezeigt. Laut und rabaukig geht es vor allem dank ihm bei den Freunden zu.
Da kommt auch das Publikum nicht ungeschoren davon. Und was sagt er wohl, als er von Tybalts Schwert tödlich getroffen wird? Auch wenn das zu diesem Typus passt: Kann man so machen, muss man aber nicht. Oder wenigsten Schauspieler haben, die dagegen halten können. Als Romeo zum Beispiel, aber Florian Bamborschke den frisch Verliebten und später so Verzweifelten abzunehmen, fällt ebenso schwer wie seiner Julia Julia Borgmeister das kindlich Naive und den Gehorsam gegenüber dem Vater.
Aber das braucht es, um nachzuvollziehen, warum diese beiden nicht voneinander lassen können. Shakespeare verzeiht wirklich vieles, aber konsequent sollte der Zugriff auf sein Werk schon sein. Und da scheint es bei der Inszenierung zu hapern: Die Sprache ist zwar deftig und derb, aber an vielen Stellen auch holprig und unlogisch. Das mag daran liegen, dass sich Hueck aus 29 Übersetzungen, wie er in der Einführung zugegeben hat, das jeweils Passende für den Charakter herausgesucht hat.